Rückblick - Unsere schönsten Erlebnisse

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Gozo, 23.05. - 30.05.2012

Dieses Jahr stand uns der Sinn nach Neuem, daher sollte es also zum ersten Mal nicht nach Ägypten gehen, sondern nach Għawdex, was auf gut deutsch Gozo heißt und die kleinere Nachbar- und Ferieninsel vom Malta ist.

Da das Mittelmeer kalt ist (jedenfalls im Vergleich zum Roten Meer), sollte es auch etwas später als üblich sein, um dem Wasser Zeit zu geben, sich aufzuwärmen (Das hat allerdings nur bedingt geklappt, durch den kalten Winter, der dort herrschte, hat sich das Wasser im Mittelmeer deutlich weniger als üblich aufgewärmt - soviel sei schon mal vorweg gesagt).

Und so haben sich dann auch ein Dutzend abenteuerlustige Taucher gefunden, die die Wracks und Höhlen der gozitanischen Unterwasserwelt unter die Lupe nehmen wollten.

Die erste Herausforderung: die Gruppe wurde bei zwei verschiedenen Reiseveranstaltern untergebracht. Nun gut, das sollte ja kein Problem sein, alle sind auf dem gleichen Flug, in dem gleichen Hotel und in der gleichen Tauchbasis eingebucht (dazu später mehr).

Nachdem sich der Start dann um drei Stunden nach hinten verschoben hatte, kam sofort die Frage auf, ob wir denn noch die letzte Fähre von Malta nach Gozo schaffen würden...

Das Einchecken hat sich als erstaunlich problemlos erwiesen: Aufruf des Reiseteilnehmers, Ausweis/Ticket vorzeigen, Gepäck und Tauchgepäck aufgeben, fertig! Keine Diskussionen um die Anzahl der Gepäckstücke, wo und in welcher Weise die Tauchlampen zu verstauen wären, keine Diskussionen wegen Übergepäck - nichts! Das hat man auch schon anders gesehen!

Am Flughafen im Malta wurden wird dann auch von unseren beiden Reiseveranstaltern in Empfang genommen, zumindest von einem, den zweiten haben wir geflissentlich ignoriert und uns alle zusammen von dem ersten, den wir gefunden hatten, abtransportieren lassen. Wie der Zufall es so will, hat der tatsächlich 12 Personen erwartet, allerdings sollten noch zwei andere dabei sein, die nicht zu unserer Gruppe gehören. So sind wir dann nach einiger Diskussion und der Suche nach den beiden fehlenden eben mit 14 Leuten losgefahren. Der Bus wäre allerdings auch mit nur 12 Personen völlig ausreichend besetzt gewesen!

Leider wurden die beiden anderen zuerst zu ihrem Hotel gefahren, was zur Folge hatte, das wir dann (natürlich;-) doch noch die letzte Fähre verpasst haben. Und so hat man uns dann am Fährhafen abgeladen und uns versichert, dass am nächsten Morgen uns jemand abholen würde - na mal sehen, ob das klappt. Zunächst mal mussten wir und die halbe Nacht im Hafen um die Ohren schlagen. Glücklicherweise gab es dort einen Imbiss, der die ganze Nacht durch auf hatte und uns mit Getränken und Proviant versorgen konnte. Auch konnten wir die Zeit dazu nutzen herauszufinden, wo wir die Tickets für die Fähre her bekämen, bisher hatten wir noch keine. Ein Hinweis am Verkaufsschalter und den Infounterlagen, die wir von unserem Fahrer erhalten hatten, brachte die Erkenntnis: Die Fahrt nach Gozo ist sozusagen umsonst - gezahlt wird erst, wenn man die Insel wieder verlassen will.

Dann kam auch endlich die erste Fähre und nach ca. 20-minütiger Überfahrt wurden wir tatsächlich dort erwartet und zum Hotel gebracht. Schnell eingecheckt, noch kurze drei Stunden geschlafen und dann um neun Uhr morgens runter in die Lobby, um unseren Reisebegleiter zu treffen. Der hatte nämlich die Tickets für die Rückfahrt, wie wir inzwischen herausgefunden hatten. Nur leider hatte er er nur die Tickets für seinen Reiseveranstalter. Also den Zweiten suchen, der (eigentlich die) glücklicherweise am gleiche Tag zur gleichen Zeit vor Ort war. Nach einigen Erklärungen, warum denn die beiden des zweiten Veranstalter auch da waren (Sie wurden ja schließlich offiziell gar nicht vom Flughafen abgeholt), hatten wir endlich alle Tickets zusammen.

Im Anschluss ging es zur Tauchbasis, die - zwar gut versteckt - sich aber immer noch im Hotelkomplex befunden hat, um dort vorstellig zu werden und das weiter Vorgehen zu besprechen.

Nachdem sich alle - nach einer viel zu kurzen Nacht - wieder aus den Betten gequält hatten, haben wir uns in der Basis zu einchecken getroffen, dort wurden uns mit Ben und Natalie unsere beiden Guides vorgestellt, die uns die Woche über begleiten sollten, und ein ersten Tauchgang wurde geplant: aufgrund der doch recht kurzen Nacht ollte es ein eher einfacher, flacher Tauchgang zum Eingewöhnen werden. Hier hat sich dann auch gleich gezeigt, das Tauchen doch etwas mit Sport zu tun hat. Die Wege zu den Einstiegen hatten mitunter ein wenig was von einer Bergwanderung (natürlich in mindesten 7 mm Neopren, evtl. mit Eisweste, Flasche, Blei). An diesem Einstieg der Xatt-L-Ahmar-Bay (So heißt der Tauchplatz) gab es jedoch eine Abkürzung: der Sprung von der knapp 3 m hohen Rampe direkt ins Wasser (auch mit kompletter Ausrüstung)!

Im Wasser zeigten sich dann die ersten Unterschieden zum Roten Meer – deutlich kälter, 7 mm sind hier nicht übertrieben und deutlich weniger bunte Fische und Korallen und so was, aber ähnlich gute Sichtverhältnisse. Im Vergleich zu den deutschen Seen mit Temperaturen im einstelligen Bereich uns Sichtweiten im Zentimeter-Bereich jedoch ein wahres Paradies – auch wenn sich der eine oder andere immer noch seinen Trockie gewünscht hatte:-). Zu sehen gab es hier ausgedehnt Seegraslandschaften, eine äußerst fotogene Sepia, Oktopusse und ein paar Quallen.

Nach einem sehr schönen, im Vergleich zu dem, was noch kommen sollte, jedoch eher unspektakulären Tauchgang waren wir zeitig im Hotel zurück, um unser Gerödel abzuladen und zu spülen (ja, hier muss man tatsächlich noch mal mit anfassen). Dann konnte wir und endlich mal ein wenig im Hotel und der näheren Umgebung umsehen. Das Hotel lag direkt am Hafen an einen Hang gebaut. Leider lag es direkt an der Hauptstraße, was ein Beisammensein auf zu eben dieser Straße zeigenden Terrasse zu einem sehr geräusch- und geruchsintensiven Unterfangen werden ließ. Die Fahrzeug auf Gozo entsprechen nicht immer dem neuesten technischen Stand, was Abgas und Schalldämpfung (und eigentlich auch alles andere) anging. Aber für das Dekobier danach ging es, für die abendliche Gestaltung musste aber etwas anderes her. Alle unsere Zimmer lagen auf einem Flur mit Blick zum Pool, und damit hatten wir auch schon unseren ersten abendlichen Treffpunkt: der abends verlassene, aber noch zugängliche Poolbereich, selbst-versorgt mit der einen oder anderen Flasche Rotwein.

Am nächsten Tag ging es dann richtig los: Der erste Tauchgang des Tages ging zum Wrack der P 31, eines alten DDR-Minensucher, 1969 unter dem Namen Condor in den Dienst gestellt, später beim Bundesgrenzschutz eingesetzt und schließlich nach Malta als unbewaffnetes Patrouillenfahrzeug verkauft, dort aber unter dem vollständigen Namen P 31 Pasewalk. Schließlich wurde das knapp 52 m lange und 7 m breite Boot im Jahre 2009 vor Comino in einer Tiefe von maximal 20 m versenkt.

Die Anfahrt geschah mit dazu gemieteten Speedbooten. Das Wrack ist auch für Anfänger einfach zu betauchen, es war mit Ausgänge überall speziell für Taucher hergerichtet. Aufgrund der geringen Tiefe hatten wir genug Zeit, alles in Augenschein zu nehmen.

Nach einer Mittagspause vor Ort mit Hamburger und Eis ging es nachmittags erneut mit den Speedbooten los, diesmal zur Comino Cave auf der anderen Seite der Insel. An der Abstiegsstelle konnten wir dann sehen, dass es auch im Mittelmeer Fische gibt – Ein Stück Weißbrot hilft hier Wunder. Dann ging es aber in das Höhlensystem und durch bizarre Landschaften, wie z.B. der Felsdurchbruch in Form eines Z.

Nach der Rückkehr zur Basis und dem üblichen Ausladen und Reinigen der Ausrüstung ging es erst einmal auf die Hotelterrasse auf ein Dekobier und die Planung des nächsten Tages. Danach konnten wir uns dann mal den Ort Mgarr etwas genauer ansehen und dabei Vorräte für den Abend besorgen (wir hatten schließlich nur Halbpension). Derweil hatten wir im Hotel eine Dachterrasse gefunden, die derzeit nicht im Betrieb – eigentlich mehr eine Baustelle – war. Hier standen allerdings noch Stühle und Tische – Perfekt für unsere allabendliche Runde bei Rotwein und Snacks.

Am nächsten Tag stand dann das Blue Hole und der Inland See auf dem Programm. Es war sofort zu erkennen dass die beiden direkt nebeneinander liegenden Tauchplätze zu den bekannteren gehören – hier tobte das (Taucher-)leben mit Bussen von Tauchern und sonstigen Touristen, Souvenirständen, Imbisse und allem, was dazu gehört.

Das Blue Hole ist ein etwa 15 m durchmessendes Loch direkt unter Gozos Überwasser-Hauptattraktion: dem Azure Window einem 20 m hohen Felstor. Das Blue Hole hat in etwa 15 m Tiefe einen Durchgang zum offenen Meer und durch einen Kamin und einige Schluchten in einen Korallengarten. Durch den herrlichen Sonnenschein und das klaren Wasser konnte man hier fantastische Lichteffekte bestaunen.

Nach der Mittagspause ging es dann zu dem gleich nebenan liegenden Inland See, ein vielleicht 100 m durchmessender sehr flacher See, der allerdings einen Durchbruch zum offenen Meer hat. Wer durch den stockfinsteren Durchbruch will, sollte dabei aber die Boote, die die „Landtouristen“ zum Azure Window fahren,, nicht außer Acht lassen! An der dann folgenden Steilwand kannte man allerlei Leben entdecken, wie z.B. die allgegenwärtigen Feuerwürmer, aber auch einige Schnecken, Schraubensabellen und auch der eine oder andere Fisch hat sich hierher verirrt.

Für den nächsten Tag waren drei Tauchgänge geplant: Reqqa Point, die Billinghurst Cave und ein Nachttauchgang in Mgarr Ix-Xini.

Die Anfahrt zum Reqqa Point ging an verlassen Filmkulissen für einen Piratenfilm (?) und an diversen Salzpfannen vorbei. Hier konnten wir dann auch unser ersten Sonder-Spezialkurs machen: Wracktauchen in -20 m Tiefe :-) Beim Briefing zeichnete sich allmählich ab, dass es dann doch eher knapp gehalten werden konnte, so dass sich bis zum Ende des Urlaubs ein neuer Briefing-Standard etabliert hat:

Shut up - get in the water – follow me!

Und los ging es.

Für den Einstieg gab es zwei Möglichkeiten: entweder ein langer, beschwerlicher Marsch oder ein beherzter Sprung über die Klippen. Nachdem die Springer ihre Ausrüstung wieder zurechtgezurrt hatten und sich mit den Marschierenden wieder vereint hatten, ging es über das steil abfallende Riff, durch diverse Grotten und Kamine und wieder zurück. Ben hat unterwegs versucht, das Mittagessen zu angeln – hat aber nicht geklappt, also mussten wir doch in das nächste Dorfrestaurant.

Nachmittags ging es dann in die Billinghurst Cave, gleich nebenan. Die Billinghurst Cave ist eine riesige Höhle mit einem Eingang in etwa 22 m, die in einem Dom endet, in dem man auftauchen kann. Da aber kein Zugang nach außen vorhanden ist, ist die Luft dort drinnen eher nicht zu genießen.

Der Nachttauchgang wurde dann sehr ereignisreich. Als erstes hat eines der beiden Fahrzeug den Geist aufgegeben. Zum Tauchplatz hat er es zwar noch geschafft, aber ist dann wegen eines Motorschadens nicht mehr den Berg hochgekommen. Auf der Rückfahrt mussten wir dann eben etwas zusammenrücken, das ging auch, allerdings nur deswegen, weil nicht alle zum Nachttauchgang mitgekommen sind. Der Tauchgang selbst war sehr schön, recht flach, aber mit viel Fisch – Sepien, Oktopusse, Seesterne, Knurrhähne, Stachelrochen (der erste und Einzige hier). Leider ging dieser Tauchgang nicht für alle so glimpflich davon. Ein Taucher musste abbrechen wegen massiver Ohrenprobleme, die am nächsten Tag noch im Krankenhaus auf Verdacht auf Trommelfellriss diagnostiziert wurden. Glücklicherweise hat sich später in Deutschland herausgestellt, dass es sich wohl „nur“ um ein geplatztes Blutgefäß handelte – das Tauchen war für den Urlaub aber trotzdem vorbei – sehr ärgerlich!

Der nächste Tag sollte dann etwas anspruchsvoller werden: Zwei Wracks, beide im 40 m -Bereich, beides Deko-Tauchgänge:

Der erste Tauchgang ging zu dem 50 m langen Passagierschiff Karwela und der zweite zur 8 m langen Comino Land. An diesem Tauchplatz (Xi-Xatt-L-Ahmar, wie er richtig heißt), liegt noch ein drittes Schiff, die Fähre Xlendi, die aber leider nicht betaucht werden kann, da sie verkehrt herum liegt und daher aus Sicherheitsgründen für Taucher gesperrt ist. Alle drei Wracks wurden im Rahmen eine EU-Förderprogramms zugunsten des Tauchtourismus auf Gozo speziell für Taucher versenkt. Im Fall der Xlendi hat es leider nicht so geklappt. Die beiden anderen Wracks wurden fast komplett entlackt, um schnelleren Bewuchs zu ermöglichen. Alles in Allem zwei sehr interessante Wracks, die jedoch aufgrund der Tiefe nicht sehr lange untersucht werden konnten. Die Dekozeiten wurden während des langsamen Aufstieg in flachere Gefilde schnell wieder abgebaut, allerdings in Begleitung von massenhaft Quallen, den unvermeidlichen Feuerwürmern und anderen Meeresbewohnern.

Der letzte Tauchgang des Urlaubs sollte dann noch mal ein entspannter, in Hinblick auf den Rückflug, ein flacherer werden: es ging in die Cathedral Cave. Nun ja, der Tauchgang war recht entspannt, aber der Weg dorthin!! Knapp einhundert Stufen steil bergab (und später auch wieder rauf!!), und diesmal keine Abkürzung! Die Aussicht von ober herunter in Bucht, die ein wenig an einen norwegischen Fjörd erinnert, war schon beeindruckend. Als wir endlich schweißgebadet unten angekommen waren, stürzten wir uns in das erfrischenden Nass. Zum Eingang der Höhle wurde geschwommen und erst vor dem etwa 15 m tiefen Eingang abgetaucht. Im Inneren der mit Frischluft gefüllten Höhle konnten wir auftauchen und wurden mit einem schönen Lichtspiel belohnt. Nach ausgiebigen Aufenthalt in der Höhle konnten wir den Rückweg tauchend zurücklegen – und dann kam das Heraufkraxeln!

Doch auch das haben wir unfallfrei geschafft.

inen Nachmittag hatten wir nun noch zur freien Verfügung. Wir nutzten ihm, um auch mal ein wenig vom Land zu sehen. Also habe wir uns aufgemacht in Richtung Victoria, der Hauptstadt von Gozo, um uns dort ein wenig umzusehen. Auf dem Weg dorthin haben wir noch in Xaghra gehalten, um uns die prächtige Kirche dort anzusehen.

Nach einem kurzen Besuch der Hauptstadt wollten einige noch weiter zu dem Ggantija Tempel in Xaghra, der ältesten Kultstätte in Malta. Leider war die Anlage schon geschlossen, also wieder zurück nach Victoria und dort noch ein wenig umgesehen und ein paar Souvenirs gekauft.

Nach dem Auschecken an der Basis, dem Einkauf von T-Shirts, der Verabschiedung unserer beiden Guides und einem letzten Abend auf unserer „Privat-Dachterrasse“ machten wir uns am nächsten Tag zur Rückreise fertig, die dann auch eher problemlos verlief – bis auf Berlin. Den Flughafen Berlin Tegel per Bahn zu erreichen oder von dort wegzukommen ist schon ein kleines Drama: Die Bahn fahrt den Flughafen nicht an, man ist auf Busse angewiesen, die völlig überfüllt waren, natürlich funktionierte (oder war gar nicht vorhanden?!) auch keine Klimaanlage. Und so kam es, wie es kommen musste: es passten nicht alle in den Bus, einige musste am Flughafen auf den nächsten warten. Blöd nur, dass die Abfahrtzeit der Bahn immer näher rückte. Aber auch das haben wir bewältigt (sogar ohne die Bahn zu verpassen, die zu allem Überfluss auch noch pünktlich fuhr) und sind schließlich alle mehr oder weniger heil in Braunschweig angekommen.

 

Fazit: Gozo ist eine Reise wert. Allerdings nur für Taucher und Urlauber, die sich aus der Welt zurückziehen wollen. Außer Tauchen ist auf Gozo nicht allzu viel zu tun, und selbst das ist scheinbar noch nicht allzu bekannt. Wenn man von Orten wie dem Azure Window absieht, ist man auch als Taucher an den meisten Plätzen allein. Die ausgewiesenen Tauchplätze sind oftmals in irgendeiner Form bewirtet und an den meisten findet man auch ein „stilles Örtchen“ (saubere (!) Dixi-Klos mit Wasserspülung(!!)).

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